1999 und 2000 wurde das ehemalige Bannmeilengesetz der BRD umgeschrieben in das
Gesetz über befriedete Bezirke für Verfassungsorgane des Bundes.
Es betrifft den Bundestag und
Bundesrat in Berlin sowie das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe. Die vormals
wie heute unsichtbaren Grenzen sind dabei nicht nur in ihrer Wirksamkeit, sondern
zum Teil auch topografisch (von Bonn nach Berlin) verschoben worden, ein Prozess,
der direkt mit dem Öffnen der Grenzen zwischen Ost und West verknüpft ist, der
bekanntlich neue und wiederum unsichtbare Grenzen hervorgebracht hat. In ihrer Videoinstallation Border Patrol setzt sich Bettina Lockemann mit diesen, sich in ihrer An- und Abwesenheit durchkreuzenden Grenzen auseinander. Die Installation besteht aus drei parallel laufenden, jedoch nicht auf einen Blick zu erfassenden Videoprojektionen, in denen die Kamera jeweils einer Frau folgt, welche die neuen, zugleich definierten wie verschobenen Bannmeilen in Berlin und Karlsruhe abschreitet. Man hat dabei den Eindruck, dass die Frauen sich nicht selbst fortbewegen, sondern das Umfeld – urbane Niemandsorte (Berlin) oder ein unspezifisches Innenstadtgebiet (Karlsruhe) – an ihr vorbeiziehen, da die Kamera stets den selben Abstand zu ihr hält. Die Bilder verraten weder, wo sich die Frauen exakt befinden, noch welche genaue Bedeutung die Wege, die sie abschreiten, haben. Da die Kamera ihnen allerdings konstant folgt, wird ihr Gang dennoch mit Bedeutsamkeit aufgeladen. Sie markieren im Abschreiten etwas, das zwar angedeutet wird, sich jedoch zugleich seiner Erfassbarkeit entzieht. Iris Dressler |