In ihrer neuen Arbeit Vom Rand aus untersucht Bettina Lockemann die Auswirkungen des Siedlungsbaus seit den 1930er Jahren und die autogerechte Umwandlung einer Stadt am Beispiel Braunschweigs. In einer fragmentierenden Sichtweise, die durch die hochformatige Fotografie unterstützt wird, betrachtet sie den öffentlichen Raum der Stadt vom Gehweg aus.
Die Bilder geben einen Einblick in eine städtische Situation, wie sie in zahlreichen bundesdeutschen Städten Alltag ist: Die Straßen scheinen viel zu breit und zeugen von der Priorisierung des Autoverkehrs. Menschen kommen hier nur schemenhaft als Insassen von Autos vor, der Stadtraum abseits der Innenstadt bietet wenig Platz für Fußgänger und Radfahrer. Die Wohnhäuser wirken verschlossen und abweisend, sie werden flankiert von Garagen und abgestellten Fahrzeugen, die häufig den Weg oder die Sicht versperren. Einige wenige querformatige Fotografien eröffnen eine weitere Perspektive: die Sicht des Autofahrers. Hier befinden sich die BetrachterInnen plötzlich in der Mitte der Straße, die Stadt schiebt sich nur peripher ins Blickfeld, das asphaltierte Straßenband und weitere Fahrzeuge bestimmen das Zentrum der Bilder. Vom Rand aus ist eine konzeptionelle Betrachtung des urbanen Raums. Die Abfolge der Bilder geleitet die BetrachterInnen entlang der Magistralen der Stadt, die das historische Zentrum umschließen und die Verkehrsflüsse dort hin und von dort weg organisieren. Vom Rand aus führt die BetrachterInnen durch die urbane Peripherie, die im Zuge der Nachkriegsentwicklung auch Bereiche der Innenstadt besetzt, so dass der Begriff des Randes nicht nur die geografische Verortung aufgreift. [Pressemitteilung HBK Braunschweig | Juni 2013] |