kurven kreisel tangenten  (2019–2022)
Kurzbeschreibung

Ausstellungsansichten
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Die Frage danach, in welcher Art von Stadt wir leben wollen, stellt sich nicht erst heute. Städte entwickeln sich über die Zeit. Sie unterliegen einem stetigen Wandel und passen sich an neue Situationen an. Technische Innovationen, neue Verfahrensweisen und soziale Interessen sind Teil urbaner Dynamiken, die sich in der grundlegenden Struktur der Stadt, ihren architektonischen Erscheinungsweisen und dem Verhalten der Stadtbewohner*innen manifestieren. Weil aber sowohl die gebauten Strukturen als auch das generationelle Selbstverständnis große Stabilität aufweisen, vollziehen sich die Entwicklungen nicht unbedingt in kurzen Zyklen. Es liegt zudem im Wesen der Stadt, dass von Veränderungen immer viele Menschen betroffen sind, weshalb die vielfältigen Interessen umfänglichen Aushandlungsprozessen unterliegen.

Die Mobilität, also wie Menschen und Waren in der Stadt von A nach B kommen, ist immer ein zentrales Thema. Nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs gab es in Hannover die einmalige Situation, in diesem Bereich Weichen zu stellen, die über Jahrzehnte das Bild der Stadt bestimmen würden. Die autogerechte Stadt war das Gebot der Stunde. Dies ging einher mit Ideen zur strikten Trennung urbaner Funktionsräume. Wohnen, arbeiten, einkaufen und Freizeitgestaltung sollten jeweils an spezifisch definierten und großzügig voneinander getrennten Orten stattfinden. In der Folge stieg die Mobilität, die durch das Auto sowie die – schließlich realisierte – Zukunftsvision der „Unterpflasterbahnen“ (Stadtbaurat Rudolf Hillebrecht) verwirklicht wurde. Doch der neu entwickelte Stadttypus erwies sich nicht als ideal.

In welcher Stadt wollen wir leben? Im Angesicht des Bewusstseins um die Endlichkeit von Ressourcen und den vom Menschen verursachten Klimawandel, um Anonymität in der Stadt sowie digitale Entwicklungen ist eine Dynamik entstanden, die neue Vorstellungen und Möglichkeiten urbanen Lebens hervorbringt. Diese Ideen sind mit der gegenwärtigen baulichen Situation der Städte nur bedingt in Einklang zu bringen.

In ihrer Arbeit Kurven Kreisel Tangenten thematisiert Bettina Lockemann Hannovers Stadträume der Mobilität. Sie beobachtet, wie sich Menschen und Waren durch die Stadt bewegen und wie diese Mobilität – über die autogerechte Stadt hinausweisend – urbane Räume prägt und visuell definiert.

Die Arbeit ist im Rahmen des Stipendiums Hannover Shots 2019 entstanden, gefördert von der HannoverStiftung.


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